Ein Tarifvertrag für Lieferando ist das Ziel

Ich heiße Leo, bin 27 Jahre alt und seit 2,5 Jahren Fahrradkurier bei Lieferando.
Wenn man so wie ich im Niedriglohnbereich ar-beitet, ist es mit der gesellschaftlichen Teilhabe ja generell nicht weit her. Dennoch ist es im Gastrobereich sogar noch etwas schwieriger, ein “normales” Sozialleben zu haben, als es das vielleicht in anderen Branchen ist, da man oftmals arbeiten muss, wenn alle anderen frei haben – also abends, am Wochenende oder an Feiertagen. Das müssen wir bei Lieferando auch, da unsere Kunden vor allem in ihrer Freizeit viel mehr bestellen als sonst. Oftmals werde ich dann von Freunden und Bekannten schräg angeguckt, wenn ich ihnen erzähle, dass wir fürs Arbeiten zu diesen Unzeiten nicht einmal Zuschläge gezahlt bekommen. “Wie? Nicht mal an Feiertagen? Das steht doch so im Gesetz!” Nein. Steht es nicht.

Feiertagszuschläge sind entweder eine rein freiwillige Zahlung des Arbeitgebers oder wurden vorher in Tarifverträgen festgeschrieben. Zu Ersterem ist unser Arbeitgeber (außer an Weihnachten und Neujahr) leider nicht bereit und Letzteres gibt es bei uns leider (noch) nicht. Aber wir setzen aktuell zusammen mit unserer Gewerkschaft NGG alles daran, dies schleunigst zu ändern. Denn wenn wir schon beispielsweise an Ostern unsere Familien versetzen müssen, weil die Arbeit mal wieder ruft, dann doch wenigstens für ein Gehalt, mit dem das Osterfest dann gebührend nachgeholt werden kann.

Leo Müller arbeitet als Rider von Lieferando in Berlin
und ist Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Lieferando Deutschland.
Zusammen mit der Gewerkschaft NGG organisieren die Fahrer und
Fahrerinnen die Kampagne Liefern am Limit.

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