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Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart

Gespräch

„Weißt Du…mußt Du…“, aus einem Gespräch mit Mariana aus Rumänien

Ich bin gelernte Schneiderin. Trotzdem lass ich mir von meinem Schützling, die ja gleichzeitig meine Arbeitgeberin ist, erklären wie eine Naht durchzuführen sei. Ich gehe innerlich auf professionelle Distanz, bin geduldig, gebe mir Mühe.

Seit 2014 arbeite ich als Betreuerin in Haushalten hilfebedürftiger Menschen, mittlerweile an der fünften Stelle. In meiner Heimat, ein Dorf im Kreis Dolj, Region Walachei, kann ich kein Geld verdienen. Die große Kreisstadt Craiova ist 80 km entfernt. Anders als Ihr es hier gewohnt seid, kann ich diese Strecke nicht täglich pendeln. Wir leben sehr einfach. Mein Mann betreibt eine kleine Selbstversorger-Landwirtschaft und versorgt seinen Vater, der 300,-€ Rente bezieht. Mit meiner Arbeit bestreite ich das Familieneinkommen. Mit dem Geld, das ich hier verdiene, kann ich zu Hause z.B. Renovierungsarbeiten am Haus finanzieren.

Nach meinem ersten viermonatigen Einsatz sprach ich schon ganz passabel deutsch. Ich hatte viel Unterstützung . Meine Arbeitgeberin organisierte eine junge Schülerin zum wöchentlichen Sprachkurs, die Nachbarschaftshelferin übte mit mir grammatikalisch richtig zu sprechen. Auch die Ergo- und logotherapiestunden meines damaligen Schützlings  für Bewegung und Sprechen lernen nach Schlaganfall, machte ich mit und nutzte sie zum Üben. Und schließlich sprach mein Schützling Barbara, die Urschwäbin, sogar einige Sätze hochdeutsch , um mir entgegen zu kommen.

Derzeit habe ich jedes Wochenende frei und täglich zwei Stunden Mittagspause. An den Wochenenden holt mich Susanne, die Tochter meiner ersten Einsatzfamilie, ab. Ich komme raus, kriege den Kopf frei und kann auftanken. Susanne hat mir viel geholfen, sie kümmert sich um mich, als Freundin. Ich weiß, dass viele Betreuerinnen während ihrer Arbeit hier, nicht aus dem Haus kommen, keinen Schritt vor die Tür machen. Während einer meiner Einsätze war auch ich 24/7 ohne Pausen beschäftigt. Das hängt sehr von der Familie ab.

Ich mache die Arbeit im Haushalt gerne. Die Alternative, Erntehelferin, hatte ich zuvor schon ausprobiert. Manchmal überlege ich, ob ich eine andere Arbeit suche, im Lager, oder in einer Handelskette oder als Betreuerin in einem Pflegeheim. Doch dann könnte ich nur noch drei, vier Wochen im Jahr nach Hause und würde mein Familienleben verlieren.  Auswandern ist für uns, trotz der Armut in Rumänien, keine Alternative.

Was ich mir wünsche?

Einhalten des Mindestlohns und eine durchgängige Krankenversicherung wären mal ein Anfang. In Rumänien zahle ich jeden Arztbesuch selbst.

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